Metaphern und Vergleiche sind sehr nützliche Tiere. Insbesondere vor dem Hintergrund meiner Beschäftigung mit der IT retteten sie mir in der Vergangenheit schon öfter den Hintern, wenn es darum ging, Dinge zu vermitteln, die für Laien nur schwer verständlich sind. Doch auch in anderen Punkten sind sie hilfreich. Man kann mit ihnen Standpunkte verdeutlichen oder erkennt an manchen von ihnen, wann eine Diskussion über den Jordan ging. Insbesondere mir, mit meiner tendenziell bildhaften Denkweise, helfen sie oftmals, Gedanken auszudrücken, die ich sonst nicht allgemein verständlich abstrahiert bekäme.
Jedoch ist nicht jeder (bildhafte) Vergleich auch immer in jeder Situation gleich geeignet. Dabei gibt es Vergleiche, die grundsätzlich nicht angemessen sind, wie zum Beispiel der Vergleich von Personen mit (toten oder lebenden) Diktatoren. Genauso sind Bilder, die irgendeinen Verweis auf Genozide enthalten, eher ungeeignet, weil sie das Potenzial haben, Gefühle zu verletzen, und dieses Potenzial in der Regel auch voll ausschöpfen. Der Umgang damit ist zum Glück relativ simpel in einer Faustregel zusammenzufassen:
Lasst es einfach sein.
Es gibt aber auch Vergleiche, die das gleiche Risiko in sich tragen, es jedoch nicht ganz so offensichtlich zeigen. Beispielsweise sind das Vergleiche, die so weit an den Haaren herbeigezogen wurden und dadurch so sehr hinken, dass, wären sie Pferde, der Tierarzt nur noch den Abdecker rufen würde.
Die Extremform der Vergleiche, welche nicht mal mehr hinken, sondern von vornherein Verwesungsgeruch ausströmen, sind solche, die nicht viel Bezug zur Realität haben, sondern einfach nur gesamtgesellschaftliche Vorurteile widerspiegeln. Ein relativ weit verbreitetes, in diesem Fall rassistisches, Beispiel dafür wäre zum Beispiel „Die klauen wie die Polen.“ Jeder versteht was gemeint ist, unabhängig vom Realiätsbezug, und vermutlich wird kein Pole in freudige Extase verfallen, wenn er das hört.
Die Wahrscheinlichkeit, solche Aussagen heutzutage in der Zeitung zu lesen, ist zum Glück stark gesunken. Dafür liest man heute andere Vergleiche, die aber ebenso das Problem des geringen Realitätsbezugs und des umso größeren Vorurteilsbezugs haben. Unter anderem fällt hier die Verwendung des Wortes Autismus auf, um Personen auf Charaktereigenschaften zu reduzieren.
Dabei hätte ich im Grunde gar nichts dagegen, Autismus als Metapher zu verwenden. Das Problem ist, ich fand bisher noch keine Autismus-Metapher, die irgendetwas anderes als die Vorurteile transportiert. Sei es Engstirnigkeit, die fehlende Bereitschaft zur Kommunikation, Egoismus in allen Varianten und vieles mehr. Diese Vorurteile über Autismus sind weder schön noch neu noch selten. Die Metaphern greifen nur auf, was ohnehin schon da ist – könnte man sagen und diese Diskussion beenden. Wenn man etwas weiter denkt, stellt man jedoch mit etwas Glück fest, dass es nicht ganz so simpel ist, sondern durch solche Vergleiche Vorurteile gefestigt werden. Denn jeder, der noch keine Ahnung hat, was Autismus ist, (und das sind nicht Wenige) wird es durch häufiges Lesen der Metapher lernen. Nur eben das Vorurteil und nicht die Realität. Und das sorgt mittelfristig dafür, dass auch eine weitere Generation Autisten das zweifelhafte Vergnügen bekommt, erst einmal versuchen zu müssen, zu erklären, was Autismus wirklich ist – und dass Autisten keine kurzsichtig denkenden Egoschweine sind.
Wie ich bereits sagte: Ich habe kein Problem damit, wenn Sie Autismus als Metapher verwenden. Sofern Sie ihn verstanden haben – und man das Ihrer Metapher auch anmerkt. Ich habe Autismus vermutlich verstanden, und auf Anhieb fällt mir nichts ein, wofür er Metapher sein könnte, denn das Spektrum ist zu weit, als dass es wirklich vergleichsfähige Eigenschaften gäbe, mit denen Sie keinen Autisten vor den Kopf stoßen. Aber eventuell finden Sie ja doch was, womit Sie sich meinen Respekt verdient hätten.
Wenn Sie es jedoch nicht verstanden haben, lassen Sie es. Sie sind intelligent. Sie finden einen besseren Weg, Ihr Anliegen klarzumachen.