Suchtreffer Teil 1

Vor mir liegt eine Liste aller Suchbegriffe, die seit bestehen meines Blogs auf eben diesen geführt haben. Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, diesen Beitrag zu schreiben, immer dann wenn ich mal einen Blick auf die Suchtreffer werfe. Manche sind amüsant, manche sind traurig und manche beides zusammen.
Auf jeden Fall kenne ich nun wirklich jede Schreibweise von Autismus. Da sind Authismus und Asberger noch harmlos. (Für alle die durch googeln der oben genannten Begriffe zu mir stießen, es schreibt sich Autismus und Asperger.)
Es geht mir mit diesem Beitrag aber gar nicht darum, hier irgendwen lächerlich zu machen. Diese rund 500 verschiedenen Suchtreffer erinnern mich im Grunde nur daran, wie viel Unwissen, Halbwissen und Unsicherheiten es im Zusammenhang mit Autismus gibt. Daher möchte ich jetzt einige der Suchtreffer herauspicken und darauf eingehen, um vielleicht den Leuten, die in Zukunft durch das Googlen dieser Begriffe zu mir stoßen, helfen zu können. Es sind zu viele, um das alles auf einmal zu tun, und mir ist wohl klar, dass wenn ich einige der schmerzhafteren Suchphrasen hier jetzt in den Blog schreibe, sie wesentlich öfter zu mir führen werden, aber im Grunde ist es mir lieber, dass sie damit hier landen und ich was gegen manche Ansichten schreiben kann.
Sollte ich dennoch nicht von vorneherein ernst auf eine Suche eingehen, so bitte ich das zu verzeihen und den Leser, einfach weiter zu lesen, ich werde auf jede Suche, die ich hier einstelle, ernsthaft eingehen, nur vielleicht nicht gleich immer von vorneherein.

Hinweis: Die Auswahl der Suchen, die ich hier behandeln werde, ist rein subjektiv, nicht zwingend repräsentativ und in keinem Fall vollständig! Die Reihenfolge der hier behandelten Ergebnisse lässt übrigens keinerlei Rückschluss auf die Häufigkeit der Suchtreffer zu.

“mit autisten zurechtkommen”, “wie geht man mit autisten um”

Ich hab das Gefühl, ich werde diesen Satz in diesem und den folgenden Beiträgen noch gefühlte 200 Mal schreiben. Das ist eine Sache, die vielen Menschen augenscheinlich sehr schwer fällt, sie zu begreifen.
Es gibt keine allgemeingültige “Wasch- und Pflegeanleitung” für Autisten, die kann es gar nicht geben und sollte es sie je geben, kann sie im Grunde nur Mist sein. Es gibt keinen allgemeingültigen Autisten. Die Probleme von jedem Autisten liegen ein bisschen anders. Das bringt das Spektrum so mit sich.
Allgemein kann ich aus meiner Perspektive nur sagen, dass Rücksicht und Verständnis wohl nicht allzu falsch sind. Das sind sie übrigens genau so wenig, wenn das Gegenüber kein Autist ist. Im Grunde würde ich mich erst einmal wie immer verhalten, auch wenn Menschen mit dem überschwänglichen Drang zu umarmen und anzufassen diesen Drang im Griff haben sollten, solange sie nicht wissen, dass der betreffende Autist damit grade kein Problem hat. Allgemein sollte man versuchen darauf zu achten ob bei Dingen wie Redewendungen und ähnlichem Verständnisprobleme auftreten und diese im Zweifelsfall meiden.
Je nachdem wie offen der Umgang mit dem Autismus ist, kann es manchmal auch ganz einfach helfen nachzufragen ob irgendwas stört, oder nachzufragen wenn man das Gefühl hat, dass etwas als störend empfunden wird.

“kann man autismus heilen”, “heilung von autismus”

Knappe Antwort: Nein, bisher gibt es noch keinerlei Heilung für Autismus. Die meisten Autisten die ich kenne, könnten auf diese Heilung auch sehr gut verzichten. Ich auch. Ich sehe Autismus als nichts an, das geheilt werden muss, es ist eine andere Wahrnehmung, die mal Vor- und mal Nachteile mit sich bringt.
Das heißt aber nicht, dass man, wenn es einem mit dem Autismus schlecht geht, man den Rest seines Lebens in diesem Zustand gefangen ist. Es gibt Möglichkeiten, mit den Problemen die der Autismus mit sich bringt besser umgehen zu lernen und diese zu kompensieren. Auch das klappt nicht bei jedem im gleichen Umfang, und nicht bei jedem mit den gleichen Mitteln, aber es ist auch definitiv kein Ding der Unmöglichkeit.

“autisten anfassen”

Wie ich weiter vorne in diesem Text schon andeutete, haben viele Autisten ein Problem damit berührt zu werden. Das gilt nicht immer und nicht für alle Autisten, es gibt sicherlich auch für Autisten Situationen, in denen Berührungen als angenehm empfunden werden. Wann das ist und wie das aussehen würde ist allerdings auch hier wieder von Autist zu Autist unterschiedlich.

“wie kann man herausfinden ob man ein autist ist”

Der zuverlässigste Weg dies herauszufinden ist im Grunde nur eine offizielle Diagnose.  Die Wartelisten dafür sind dummerweise vielerorts sehr lang. Das Problem hierbei ist, nicht jeder der theoretisch eine solche Diagnose stellen dürfte, ist auch qualifiziert dazu. Man hört leider immer wieder von Ärzten, die Kinder und Eltern wieder nach Hause schicken, wenn das Kind ihnen in die Augen schaut, weil es dann ja kein Autist sein kann. Daher sollte man nur Stellen aufsuchen, die sich auf Autismus spezialisiert haben. Im Netz gibt es dazu einige Listen, die auch Erfahrungsberichte beinhalten.
Alternativ gibt es im Internet einige sogenannte Selbsttests, mit denen man mit einigen Fragen zumindest Tendenzen aufzeigen kann. Diese Tests ersetzen allerdings keine Diagnose und sind keinesfalls etwas exaktes welches einem die Gewissheit gibt ob man Autist ist oder nicht.

Aspie-Quiz bei rdos.net, Asperger-Test bei Psychotherapiepraxis.at, Verschiedene Tests bei aspergia.de (Zu diesen Selbsttests hier nochmal an anderer Stelle ein Kommentar von mir: Link )

“wie kann man bewegungen beim autismus verhindern”

Eine Suche bei der ich sehr hoffe, dass die nächste Suche nicht “Betonmischer mieten” lautete. Zum Eingehen auf diese Suche gehe ich mal davon aus, dass die stereotypischen Bewegungen gemeint sind, wie schaukeln mit dem Oberkörper, oder wippen mit dem Bein.
Der Tipp den ich dazu geben kann ist: Holen Sie sich Hilfe und vergessen Sie alles was Sie in irgendwelchen Pädagogikforen dazu gelesen haben. Es mag sein, dass die dort empfohlenen Dinge vielleicht sogar helfen, aber niemand im Internet kennt ihre Situation. “Kochbuchpädagogik” kann manchmal noch viel mehr kaputt machen, als dass sie hilft.
Die Gründe für solche Bewegungen können vielfältig sein, im einfachsten Falle Anspannung und/oder Stress. Sie sind in den seltensten Fällen grundlos, auch wenn einem selbst oder Außenstehenden diese Gründe nicht immer klar sind.

Menschwerdung – Das Konzept von Normalität ist nur eine Kollektivneurose

Als ich meiner Mutter erklärte, dass ich Autismus habe und was das ist, da fragte sie ganz schockiert:

Meine Güte, Kind, wie willst Du nur damit leben?!

Sehr gute Frage. Ich hab noch eine: „Wie habe ich es denn bis hierhin geschafft?“ Ich habe einfach immer weitergemacht. Irgendwie, auch wenn ich längst kaum noch Kraft hatte. Auch wenn die Menschen mich am laufenden Band immer wieder falsch verstanden. Auch wenn ich immer wieder selbst nicht begriff, wieso ich die einfachsten Dinge andauernd nicht auf die Reihe bekam. Ich schreibe in der Vergangenheitsform, denn es hat sich etwas grundlegendes verändert. Ich habe herausgefunden, dass ich Autistin bin. Ohne diese so essentielle Information wäre ich auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung verschwunden. Ich wäre untergegangen, hätte mich selbst endgültig aufgegeben.

So hilfreich das Wissen um Autismus ist, ist es doch manchmal frustrierend, dass ich die Frage meiner Mutter noch nicht klar beantworten kann. Und dann frage ich mich selbst: Meine Güte, wie will ich damit weiterleben? Wie viele Jahre muss ich MICH noch ertragen? „Ein ganzes Leben mit Autismus“ wäre ein netter Buchtitel, aber ist nicht unbedingt immer eine angenehme Realität. Wie ich damit in Zukunft leben will? Ich werde es besser machen als mein Leben zuvor lief. Natürlich bleiben Schwierigkeiten. Es gibt immer noch Missverständnisse, ich verstehe nicht alles, ich bin schnell überfordert, ich habe ständig Reizüberflutungen und brauche Stereotypien.

Aber: Ich verstehe jetzt, was mit mir ist. Ich stelle mich darauf ein. Ich kann den Menschen erklären, warum ich so bin, und wieso ich so handle wie ich es tue. Und gemeinsam lassen sich Lösungen finden, wenn wir alle aufeinander zugehen. Und manchmal ist es hilfreich, einen Autisten zu haben, der blanke Freude an einer Aufgabe hat, die für die Kollegen rasend langweilig ist.

Ich versuche, das Beste aus meinem Leben zu machen, so gut ich eben kann. Und irgendwann werde ich zurückschauen und froh darüber sein, dass ich aus meinem Leben mehr gemacht habe, als ich es mir hätte träumen lassen. Weil ich nachgedacht habe darüber, wer ich bin, vor allem warum ich so bin wie ich bin, und wohin ich gehen möchte. Weil ich mich entschieden habe, vorwärts zu gehen, auch wenn ich manches erst nach der vierten Erklärung verstanden habe, auch wenn ich ständig irgendwelche Gegenstände geraderücken muss, und Muskelkrämpfe im Gesicht habe von der vielen Mimik, die ich im Alltag benutzen muss. Auch wenn ich für manches dreimal so lange brauche wie „normale“ Leute.

Und ich bin mir sicher: Das Konzept von Normalität ist nur eine Kollektivneurose. Jeder hat Stärken und Schwächen. Jeder hat Abneigungen und Vorlieben. Jeder hat Dinge, die er gut kann, und solche, die er nicht kann. Zufällig gibt es für manches eben Überbegriffe, die bestimmte Eigenschaften zusammenfassen. Wir alle haben unseren Platz in dieser Welt. Wir müssen nur herausfinden, wie wir das erreichen, was wir erreichen wollen. Ob man Autist ist oder nicht, ist diesbezüglich nebensächlich. Wir sind alle Menschen. Und es sind die festgefahrenen Vorurteile in unseren Köpfen, die wir durchbrechen müssen.


Dieser Beitrag ist Teil der Reihe „Mein Autismus“.

Alle Beiträge dieser Reihe kannst du hier nachlesen. Nähere Informationen zu dieser Reihe und dazu wie du dich beteiligen kannst findest du in diesem Artikel.

Menschwerdung bloggt und twittert als @Menschwerdung.

Roman Held – Was es für mich bedeutet, Autist zu sein

Eine Sache vorweg: Mal angenommen man trifft jemanden aus dem Internet, man fand sich schriftlich interessant und hat beschlossen, sich mal zu treffen. Schließlich ist es soweit und man steht am verabredeten Ort und wartet auf den Besuch. Mir geht dann nur eine Frage durch den Kopf und dort ist sie bereits seit der ersten Erwähnung eines Treffens und obgleich eigentlich keine große Sache, ich bin deshalb nervös und kann mich kaum konzentrieren und meine Hände schwitzen, denn:
Gebe ich zur Begrüßung nur die Hand, bleibe ich auf Distanz und sage Hallo und winke vielleicht, wird es ein Handschlag oder muss ich gar umarmen?

Kommt Dir das bekannt vor? Ja? Fein. Dann lass uns doch jetzt gleich und hier eine Sache absprechen, für den Fall, dass wir uns einmal schriftlich gut verstehen und beschließen sollten, uns zu treffen:
Händeschütteln genügt.

Also Hallo, mein Name ist Roman Held, ich bin 28 Jahre alt und seit etwas über einem Jahr diagnostizierter Autist. Und das bedeutet für mich vor Allem, irgendwie besonders zu sein. So wie in „Mein Sohn ist nicht verrückt, er ist besonders!“ oder in „Dass gerade Du eine so gute Note geschrieben hast, Roman, überrascht mich besonders.“ oder in „Und Du bekommst besonders aufs Maul, Du gottverdammter Freak!“. Besonders eben.
Bei meiner Konstruktion hatten ein paar schelmische Gene die witzige Idee, mal etwas Neues auszuprobieren und statt der Standard-Wahrnehmung die experimentelle Tochter des Unendlichen Unwahrscheinlichkeitsantriebs aus Douglas Adams Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ einzubauen, die so genannte Umständliche Unwahrscheinlichkeitswahrnehmung, ein unerschöpfliches Füllhorn an skurrilen Ideen, bizarren Einfällen und abstrakten Gedanken. Kurz gesagt: Ich bin kreativ durch Autismus. Das ist eine Stärke.
Andererseits hingegen bin ich zum Beispiel außerstande, 11 Monate alte Emails von Menschen, die mir wegen meines Blogs geschrieben haben, zu beantworten. Die warten immer noch in meinem Posteingang. Aus irgendeinem umständlichen Unwahrscheinlichkeitsgrund kann ich da einfach nicht ran. Als wären sie unerreichbar hinter Glas. Oder die drei verzweifelten Studienfachwechsel vor der letztendlichen Exmatrikulation, seit der ich ohne nennenswerte Aussicht auf Verbesserung meiner beruflichen Situation auf HartzIV angewiesen bin, die sind auch keine Stärken. Die Unfähigkeit, Kontakte zu anderen Menschen langfristig aufrechtzuerhalten. Die Schwierigkeit, mich durch fremde Umgebungen voller fremder, lauter, bunter Menschen zu bewegen. Die Angst, Smalltalk halten zu müssen oder die Panik, mit auf mich bezogenen Gefühlen Anderer konfrontiert zu werden. All diese Momente in der Interaktion mit anderen Menschen, die mir oft Probleme bereiten. Die sind keine Stärken.

Es ist dennoch eine Gabe, die Welt durch den autistischen Filter betrachten zu können, ebenso wie es oft eine Last ist, dass ich ihn nicht ablegen kann. Doch das ist so eine Selbsthilfegruppen-Aussage, nicht wahr?
Reden wir Klartext: Es ist hart. Und oft bin ich es leid. Und ich weiß nicht weiter und ich bin verzweifelt und ich stoße viel zu oft beim Versuch, einen Anschein von Normalität als Maske zu tragen, an die Grenze meiner Kräfte.
Dennoch, in meiner Wahrnehmung als Autist stecken für mich viel Schönheit und Trost, anders als alles, was ich unter und in meinen Mitmenschen finden kann. Ich nehme die Welt permanent als Sinnesflut an Interpretationen wahr. Mein Kopf malt unaufhörlich mit assoziativen Stiften über die Realität um mich herum und verwandelt sie in etwas Ungewöhnliches. Und das ist eine Fähigkeit, die ich sehr gern besitze und die ich nicht missen möchte.

Was mir fehlt ist ein Beruf, in dem ich sie nutzen kann.


Dieser Beitrag ist Teil der Reihe „Mein Autismus“.

Alle Beiträge dieser Reihe kannst du hier nachlesen. Nähere Informationen zu dieser Reihe und dazu wie du dich beteiligen kannst findest du in diesem Artikel.

Roman Held lebt in Essen, er bloggt auf Alternativen und ist bei Twitter als @hoch21 bekannt.

Von der richtigen Kritik, oder wie bringe ich die Leute dazu mir zuzuhören

Wer sich ein bisschen mit Autismus auseinandersetzt und ansonsten auch regelmäßig sich mal aktuelle Zeitungsartikel zu Gemüte führt wird feststellen, dass das Adjektiv “autistisch” immer mal wieder gerne verwendet wird, um politische Gegner oder ihre Positionen herabzusetzen, so wirft man Merkel gerne mal “politischen Autismus” vor. So etwas ist nicht nett und auch mir als Autist wird da jedes mal anders bei, wenn ich feststelle, dass meine Diagnose scheinbar zur Beleidigung verkommt. Das ganze ist aber alles andere als ein neues Phänomenen mit vielerlei Krankheiten, Behinderungen und Beeinträchtigungen. So ist zum Beispiel “Spasti” schon lange in den Sprachgebrauch vieler Menschen übergegangen, wenn man jemanden beleidigen möchte.

Doch darauf möchte ich an dieser Stelle gar nicht weiter eingehen. Es gibt noch andere Situationen, in denen der Begriff Autismus verwendet wird. Um die Charaktereigenschaften eines Menschen zu umschreiben, der besonders in sich gekehrt ist. Auch dies kommt häufiger vor, es ist aber ein himmelweiter Unterschied zu dem oben beschriebenen.
Man sollte differenzieren, ob man den Begriff des Autismus so einsetzt, um das gegenüber zu diskreditieren, oder ob man den Begriff des Autismus benutzt, um einen Zustand zu beschreiben. Während im ersten Fall keine besondere Phantasie vonnöten sein sollte um dahinter zu kommen, dass man grad einer Menge Autisten vor den Kopf gestoßen hat, nicht unbedingt aber wenn man den Begriff verwendet hat um einen Zustand der Introvertiertheit zu  beschreiben.

Die Frage die sich in solchen Situationen stellt, ist wie gehe ich damit um. Eine Möglichkeit, die immer wieder gerne favorisiert wird, ist “immer druff” und erst mal davon ausgehen, dass das Ganze in voller Absicht geschah. Ich kann sicherlich verstehen, dass man nach einigen Jahren keinen Bock mehr hat und auch die Nerven vor lauter Falschverwendung des Wortes an diesem Punkt relativ dünn sind. Von daher habe ich durchaus Verständnis dafür, dass, wenn der Begriff Autismus benutzt wird um einen Gegner herabzusetzen, man da schon einmal ein wenig aus der Fassung gerät. Auch mir geht das so.
Das sehe ich allerdings nicht so, wenn Autismus als wertfreie Eigenschaft verwendet wird. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass man viel mehr erreicht, wenn man versucht das Gegenüber aufzuklären und ihm erklärt, warum das jetzt grade irgendwie nicht ganz so toll war das Wort zu verwenden. Auf diese Weise haben sich bei mir schon einige Diskussionen und auf jeden Fall eine Menge Verständnis ergeben. In den meisten Fällen steckt dahinter einfach nur Unwissenheit, die man beseitigen kann, wenn das Gegenüber bereit ist einem zuzuhören, was es wesentlich häufiger ist, wenn man ihm vorher keine böse Absicht unterstellt hat.
Sollte das Gegenüber dann das Ganze doch absichtlich und in vollem Wissen getan haben, so kann man immer noch wütend werden.
Für mich ist dies auch eine Sache von gegenseitiger Toleranz, wenn ich von anderen erwarte, dass sie über meine Fehler und Macken hinwegsehen, oder einfach erklären was schief ging, so muss ich auch zeitgleich von mir selbst Nachsicht für die Fehler der anderen erwarten und erklären statt verurteilen.
Autismus ist längst nicht so bekannt wie es sollte, dessen muss man sich bewusst sein, wenn man mit anderen redet. Immer. Das wird man auch nicht ändern, wenn man die Leute durch eine aggressive Haltung davon abschreckt sich mit Autismus zu beschäftigen.

Von Missverständnissen

Falschverstehen kann man lernen.

Doch langsam. Nonverbale Kommunikation ist eine ewige Baustelle. Es ist neben den Reizüberflutungen der Punkt, an dem einem (beziehungsweise mir zumindest) der Autismus immer wieder bewusst wird. Man kommt nicht drum herum. Eine Zahl, mit der man Menschen immer wieder erstaunen kann, sind die 80% der Kommunikation, die nicht verbal stattfinden. (Sagt zumindest Wikipedia, die Zahlen schwanken je nachdem wo man liest, auf jeden Fall ist es der weitaus größere Teil.) Es gibt ganze Wissenschaften, die sich mit der Kommunikation beschäftigen. Die meisten Schüler werden im Rahmen ihres Deutschunterrichts mit Modellen von Watzlawick und Schulz von Thun gequält. Auch ich hatte in den diversen Jahren meiner Schuldbildung gleich mehrfach das Vergnügen, mich damit zu beschäftigen und Klausuren beziehungsweise Klassenarbeiten darüber schreiben zu dürfen.
Als ich mich das erste mal mit diesen komischen Modellen auseinandersetzte, war ich sehr skeptisch. “Das ist doch Schwachsinn, niemand würde soviel Mist in eine Nachricht hineininterpretieren. Warum sollten die Leute so um den heißen Brei herumreden?” Ich glaub, es hat in der Klassenarbeit damals für eine knappe 3 gereicht.

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