Category Archives: Allgemeines

Funktion

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Oft schreibe ich hier von Kompensation und der Kraft die sie fordert. Aus dieser Kompensation und der Kraft die sie fordert heraus, entsteht meist ein erhöhtes Ruhebedürfnis.
So bin ich durchaus in der Lage, an einem 8 – 10 h Uni-Tag durchgängig mit Menschen zu interagieren, zumindest solange mich niemand fragt, was für Dinge der Professor in den letzten drei Stunden davon erzählt hat, da die Konzentration üblicherweise das erste Opfer solcher Tage ist.

Spurlos geht es nicht an mir vorüber. Solche Tage gehen an meine Grenzen und manchmal sogar darüber hinaus. Irgendwann lernte ich, nicht ohne fremde Hilfe, den Punkt zu erkennen, an dem ich mich selbst zurück nehmen muss, um nicht zu weit an, beziehungsweise über, meine Grenzen zu kommen. Das klappt nicht immer, manchmal übersehe ich diesen Punkt einfach, zum Beispiel wenn ich viel Konzentration in die Dinge investieren muss, die ich gerade mache. Ich erkenne spätestens dann, wenn ich abends um 10 ins Bett falle, dass der Tag weniger entspannt war als er sollte.
Meist braucht es auch ein bis zwei Tage, bis ich nach solchen Tagen wieder komplett regeneriert bin, so dass solche Tage kein Untergang sind. Manchmal mache ich das sogar ganz bewusst und plane dann in den nächsten Tagen ausgedehntes Nichtstun und Entspannung ein.
Diese Fähigkeit, zumindest für einen kurzen Zeitraum die eigenen Grenzen zu überschreiten, ist allerdings nichts, was alle Autisten haben.

Kritisch wird es an der Stelle, an der diese Zeit zum Regenerieren fehlt und mehrere solcher Tage aufeinander folgen.

“Wie gut ein System funktioniert, merkt man dann, wenn es nicht mehr funktioniert.”
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Ein paar Worte zu Modediagnosen

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In den letzten Jahren war eine wachsende Anzahl an Diagnosen innerhalb des autistischen Spektrums zu beobachten. Diesen Fakt kann man auf verschiedene Arten betrachten.

Eine Möglichkeit ist, in hoffnungslose Panik zu verfallen und eine Autismus-Epidemie heraufzubeschwören und das Ganze zur nationalen Krise im Gesundheitssystem zu stilisieren. Diese Betrachtungsweise empfiehlt sich besonders, wenn man in den USA beheimatet ist und dringend Geld sammeln muss, um Autismus bekämpfen zu können.

Eine etwas weniger panische Möglichkeit, die überall aus dem Nichts hervorspringenden Autisten zu erklären, ist es, das Ganze zu einer Modediagnose zu machen. Das sind ja ohnehin alles keine richtigen Autisten sondern nur diese weichgespülten. Da man das ja auch immer im Fernsehen sieht, ist Autismus ja gerade besonders cool. Jeder will doch Autist sein.

Vor kurzem über einem Jahr durfte ich hier einen Leserbrief veröffentlichen, der den von den Medien propagierten Mythos der Modediagnose demontierte. In den letzten Monaten stieß ich im Austausch mit anderen Autisten zunehmend häufiger in den unterschiedlichsten Zusammenhängen auf diesen Begriff.

So scheint es zum Beispiel so, dass irgendwo in Deutschland Diagnostiker sitzen, die Patienten erst einmal mit dem pauschalen Verdacht begrüßen, sie wollen nur Autisten sein, weil das grade “In” sei.
Ich erlebe Autisten, die zu ihrer Diagnose sagen, dass sie gestellt wurde, bevor Autismus modern war.
Gestern hörte ich zum zweiten Mal davon, dass die Reaktion des Umfelds auf die Diagnose ein “Ach, das wollen doch jetzt alle sein.” war.

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„Ja, wir sind alle völlig verschieden.“ (Suchtreffer Teil 3)

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Hinweis: Die Auswahl der Suchen, die ich hier behandeln werde, ist rein subjektiv, nicht zwingend repräsentativ und in keinem Fall vollständig! Die Reihenfolge der hier behandelten Ergebnisse lässt übrigens keinerlei Rückschluss auf die Häufigkeit der Suchtreffer zu.

„Ihr seid doch alle Individuen.“
„Ja, wir sind alle Individuen.“
„Und ihr seid alle völlig verschieden.“
„Ja, wir sind alle völlig verschieden.“
„Ich nicht!“

Das Leben des Brian (1979), Monty Python
(Video im englischen Original)

Einer der Punkte, an denen ich mich in Diskussionen über Autismus immer wieder stoße, ist die Frage, wie man bei Autisten denn Sache X erreichen kann. Es gibt mehrere Sachen, die mich daran stören, erst einmal hat diese Fragestellung ganz oft so einen leichten Anklang von der Frage nach einer Bedienungs- und Manipulationsanleitung. Ich persönlich beantworte diese Frage für mich selbst meist mit einem “Einfach mal nachfragen”.

Das Hauptproblem bei dieser Frage ist aber, dass es eine Gemeinsamkeit schafft wo keine ist. Ein Mensch lässt sich nicht auf seinen Autismus reduzieren.
Wenn man mich fragen würde, wie man bei Menschen Sache X erreichen kann, würde ich wohl eine ganze Reihe von Ideen haben, wie ich bei einzelnen Menschen da Erfolg erziele. (Also jetzt mal abgesehen von Nachfragen …) Aber ich hätte keine einzige Idee, wie das allgemeingültig funktionieren würde. Bei Autisten ist das nicht anders. Sicherlich haben Autisten gewisse Gemeinsamkeiten, aber es gibt eben keine allgemeingültig autistischen Charaktereigenschaften.

“autisten öffnen”

Symbolfoto DosenöffnerSymbolbild

(Ich gehe im nun Folgenden davon aus, dass “Autisten öffnen” im Sinne von “an Autisten herankommen” gemeint ist, für chirurgische Eingriffe bin ich der falsche Ansprechpartner.)
Menschen zu erreichen ist, auch ohne Autismus, eine Sache, die nicht so ganz einfach ist. Wenn man nun einen Autisten vor sich hat, der eher introvertiert ist, macht es die ganze Sache sicherlich nicht einfacher.
Im Grunde unterscheidet sich die Herangehensweise gar nicht so sehr bei Autisten und Nicht-Autisten. Wenn man Menschen erreichen will, wird man das nicht, indem man versucht sie gegen ihren Willen irgendwo herauszureißen.
Die erste Frage sollte ohnehin sein, was will ich von der Person, warum will ich, dass sie sich öffnet, und ist das eigentlich so gut für sie, wenn sie sich jetzt öffnet, oder zwinge ich ihr etwas auf.
Wenn ich einen Menschen erreichen will, betrachte ich wofür sich dieser Mensch interessiert und versuche hierüber eine Verbindung aufzubauen. Es ist für Menschen immer einfacher, sich auf andere einzulassen, wenn das über die eigenen Interessen funktioniert.

„kann ein autist alleine leben“

Ja, Autismus allein ist nicht zwingend ein Grund, kein eigenständiges Leben zu führen. Viele Autisten erhalten ihre Diagnose erst in einem verhältnismäßig fortgeschrittenen Alter. Die allermeisten von ihnen lebten vorher nicht betreut.
Praktisch hängt die Frage nach dem allein Leben hauptsächlich davon ab, wo man sich im Spektrum befindet und wo die Probleme da ganz konkret liegen. So haben Autisten, die nicht in der Lage sind sich selbstständig zu artikulieren, sicherlich mehr Probleme und Herausforderungen, die sie beim alleine Leben meistern müssen, als Autisten mit unauffälligeren Ausprägungen. Wobei auch diese kein Garant sind, dass das mit dem alleine Wohnen problemlos ablaufen wird.
Genauso, wie die Probleme hier sehr stark variieren können, gibt es auch viele Abstufungen der Hilfen, zwischen alleine und betreut wohnen, wie zum Beispiel ambulant betreutes Wohnen oder Haushaltshilfen. Das sollte sich aber nach den wirklichen Problemen im Alltag richten, allein eine Autismus-Diagnose ist noch kein Grund, sich um betreutes Wohnen zu bemühen.

“sprechen autisten über politik?”

Ich bin ein bisschen irritiert darüber, dass es doch einige Menschen gibt, die diese Frage so sehr beschäftigt, dass sie sie googlen. Der böse Teil meiner Selbst würde dazu sagen, dass so oft wie ich “politischer Autismus” in der letzten Zeit als Vorwurf höre, sie nicht nur drüber reden, sondern sie auch machen. Aber das ist ein anderes Thema, dem ich mich hier jetzt nicht unbedingt widmen werde. Das taten schon Andere.

Es gibt eigentlich nichts, über das Autisten nicht sprechen. Auch wenn scheinbar der Eindruck entsteht, dass die Interessen von Autisten sich auf Computer und das Zählen von Zahnstochern beschränken, ist das in der Praxis nicht so. Unerwarteterweise sind die Interessen von Autisten so breit gestreut wie beim Rest der Menschheit auch. Auch wenn es durchaus eine Häufung im Bereich Computer gibt, ist diese meiner Beobachtung nach längst nicht so groß, als dass sich dort irgendwelche allgemeinen Aussagen über die Interessen von Autisten ableiten ließen.

Das Problem, dass versucht wird, Menschen über den Kamm Autismus zu scheren und Gemeinsamkeiten über eine Diagnose hinaus zu schaffen, wo eigentlich keine sind, trifft man immer wieder, aber Autismus ist eben nur Teil von dem, was einen Menschen ausmacht.

Was ist Asperger denn nun…

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Ich verbringe viel Zeit damit, zu erklären, was Asperger nicht ist. Kein Autismus light, keine Vorstufe zu Autismus, und mit Spargel hat es auch nichts zu tun.

Bevor ich darauf eingehe was Asperger ist, möchte ich darauf hinweisen, dass sich dies ausschließlich um meine persönliche Meinung handelt, ich habe nicht den Anspruch eine wissenschaftlich hieb- und stichfeste Definition zu schreiben, sondern beziehe mich auf meine eigenen Erfahrungen sowohl mit mir selbst, als auch mit anderen Asperger-Autisten.

Das Asperger-Syndrom hat im noch aktuellen ICD-10 den Schlüssel F84.5. Damit gehört es zur Gruppe der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. Es “ist durch dieselbe Form qualitativer Abweichungen der wechselseitigen sozialen Interaktionen, wie für den Autismus typisch, charakterisiert, zusammen mit einem eingeschränkten, stereotypen, sich wiederholenden Repertoire von Interessen und Aktivitäten.” Soviel zur Theorie. Jeder, der aus diesem Satz nach dem ersten Lesen ein treffendes Bild über Asperger-Autisten ableiten kann, darf sich bei mir jetzt eine Tüte Gummibärchen abholen. Für alle anderen bleibt die Frage: Was heißt das in der Praxis?

Es ist üblich, eine Störung/Behinderung an ihren Defiziten zu beschreiben. Das ausschließlich zu tun macht bei Autismus wenig Sinn, vor allem, da nicht alles was gemeinhin als gestört gilt auch zwingend nur negative Seiten hat. Trotzdem möchte ich hier mit den Defiziten beginnen.
Im Grunde lassen sich die Probleme von Asperger-Autisten, nach meiner Beobachtung, in zwei grobe Kategorien einteilen. Probleme mit Umgebungsreizen und Probleme im Umgang mit anderen Menschen. Hier gibt es aber keine exakte Grenze, sondern eine ziemlich große Schnittmenge zwischen diesen Bereichen.

Zuerst etwas zur Wahrnehmung. Der Mensch nimmt viele Dinge wahr, mehr als er verarbeiten kann. Aus diesem Grund sortiert das Gehirn der meisten Menschen vor. Es trennt wichtige Informationen von unwichtigen und so gelangt nur das, was diesen Selektionsprozess überstanden hat, wirklich in die bewusste Wahrnehmung.
Das funktioniert bei Asperger-Autisten nicht ganz so wie es soll. Die Informationen aus der Umgebung werden wenig oder gar nicht vorsortiert. Das Sortieren der Informationen und das Lenken der Aufmerksamkeit auf die relevanten Teile, zum Beispiel das gerade laufende Gespräch, oder der gerade vortragende Professor, muss bewusst stattfinden. Ich, und das hörte/las ich schon von vielen Asperger-Autisten, habe einen sehr ausgeprägten Detailblick, das heißt ich nehme das Meiste nicht als Gesamtbild wahr, sondern sehe die einzelnen Details nacheinander. So besteht zum Beispiel ein Sonnenuntergang am Meer für mich aus dem Jogger, der mit dem Hund den Strand entlang läuft, dem abgebrochenen Wellenbrecher, der herumfliegenden Plastiktüte, der anderen Farbe, die das Meer an der untergehenden Sonne hat, etc.…

Das bewusste Konzentrieren auf die wesentlichen Aspekte einer Situation kostet Energie, die Menschen, die nicht bewusst Filtern müssen, für andere Dinge verwenden können. Der Punkt, an dem nicht mehr genug Kapazitäten zur Verfügung stehen, um die unwesentlichen Details auszufiltern, ist der Punkt, an dem Asperger-Autisten das Problem der Überforderung haben. Wie sich das anfühlen kann beschreibt Querdenkender an anderer Stelle.

Das ganze klingt erst einmal ziemlich negativ, und das Ganze positiv zu betrachten scheint nicht so einfach. (Wirklich schwer das positiv zu betrachten fällt es aber erst, nach der 8. Stunde Vorlesung zu den Klängen von einer Strandparty, einer Baustelle und Laubbläsern…) Trotzdem kann ich, für mich gesprochen, durchaus auch die positiven Seiten einer anderen Wahrnehmung sehen. Dadurch, dass mehr Details meine bewusste Wahrnehmung erreichen, bekomme ich Dinge mit die vielen Anderen entgehen. Was zum Beispiel beim Suchen nach Fehlern und Defekten ziemlich praktisch ist.

Die andere grobe Kategorie ist der Umgang mit anderen Menschen. Die Besonderheiten hier sind sicherlich auch mitbedingt durch die andere Wahrnehmung. Manche Menschen gehen sogar soweit, alles auf die Wahrnehmung zurückzuführen.
Kommunikation zwischen Menschen ist ein komplexer Vorgang, auch wenn sich die meisten darüber nicht bewusst sind. Viele Informationen in der Kommunikation werden nicht allein von Sprache übermittelt. Nonverbale Kommunikation macht hier einen großen Anteil aus.  Mithilfe von Mimik, Gestik, Tonlage, Körperhaltung und auch Blicken wird der rein sachlichen/informativen Bedeutung der Sprache zusätzliche Bedeutung verliehen. Diese kann entweder die sprachlich übermittelte Information unterstützen, oder sie auch komplett umdrehen. So bedeutet ein “Nein, Schatz ich bin nicht sauer auf dich” im entsprechenden Tonfall meist alles, aber auf keinen Fall, dass der Partner nicht sauer ist.
Die meisten Menschen interpretieren diese nonverbale Kommunikation unbewusst, sie “wissen” einfach wie etwas gemeint ist. Anders bei Asperger. Ich war mir lange Zeit nicht darüber bewusst, dass man Dinge manchmal anders sagt als man sie meint, oder man ohne es zu sagen weitere Informationen mitliefert. Bis ich anfing, mich, damals zwangsweise im Deutschunterricht, mit Schulz von Thun und seinen Seiten einer Nachricht auseinanderzusetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich die nonverbale Kommunikation nicht wahrgenommen, und dadurch auch nie darüber nachgedacht, sie zu interpretieren. Nachdem ich wusste, dass sie da ist konnte ich lernen sie zu interpretieren, aber auch das ist, wie das Filtern von Informationen, ein bewusster Vorgang, der Energie erfordert.
Dazu kommt, dass ich, wenn ich mich auf die gesamte Mimik und Gestik konzentrieren würde, nichts mehr vom Gespräch erfassen könnte, daher konzentriere ich mich auf einen Teil der nonverbalen Kommunikation, in meinem Fall Tonlage und Mundbewegungen. Andere Asperger, sofern sie darauf zu achten gelernt haben, beziehungsweise die Möglichkeit dazu hatten, konzentrieren sich auf andere Aspekte.

Ein anderer Aspekt des menschlichen Miteinanders sind Rituale, die nur schwer nachzuvollziehen sind, wenn man sie nicht unbewusst durch Sozialisation erlernte. Das kann manchmal schon bei Kleinigkeiten wie die Verwendung von Bitte und Danke anfangen. Bei mir selbst merke ich, dass solche Dinge schnell mal verloren gehen, wenn grade genug andere Dinge da sind, auf die ich mich konzentrieren muss. So rätseln die Leute, mit denen ich am Karfreitag essen war, wahrscheinlich immer noch wie ich eigentlich heiße, da ich beim koordinieren von Begrüßung und Gesprächen irgendwie vergaß, dass es sich beim kennenlernen von Leuten anbietet, den eigenen Namen zu nennen. Das hat nichts mit schlechter oder fehlender Erziehung zu tun.

Auch hier stellt sich wieder die Frage, wo zur Hölle soll da etwas Positives dran sein. Es ist so, dass viele Menschen in meinem Bekanntenkreis zu mir kommen, wenn sie gerade emotionales oder zwischenmenschliches Chaos haben. Nicht weil ich so gut darin bin, Mitgefühl zu zeigen, sondern eher, weil ich mich mit der Kommunikation und den Gefühlsreaktionen bewusst auseinander gesetzt habe und einen objektiveren Blick “von außen” darauf haben kann. Manchmal sehe ich so Lösungen, die Andere nicht gesehen haben. Wenn Freunde von mir auf der Suche nach Trost sind, bin ich dafür meist sehr weit hinten auf der Liste.

Fazit: Man kann über die Definition aus dem ICD sagen was man will, aber kürzer als mein Text ist sie definitiv. Denjenigen, die sich bis hierher durch den Text gearbeitet heben, möchte ich gratulieren. Dem Rest, der einfach nach unten scrollt und hofft, hier einen kurzen prägnanten Satz zu finden, was Autismus ist, kann ich nur raten das Mausrad wieder nach oben zu bewegen. Einen solchen Satz kann es nicht geben. Autismus ist ein Spektrum und Asperger ein Teil innerhalb dieses Spektrums, es ist bei niemandem gleich ausgeprägt. Nicht jeder hat die oben genannten Probleme in der gleichen Ausprägung und oft genug kommen noch weitere Probleme dazu. Daher kann ein solcher Text, der sich nicht auf reine Definitionen beschränkt, nur subjektiv geschrieben sein.

Autismus ist…

Autismus ist, wenn Dir scheißegal ist, dass Dein Leben den Bach runter geht, aber WEHE DER STIFT LIEGT NICHT GERADE NEBEN DEM BLATT! - @hoch21

Dieser Tweet ziert seit einigen Wochen die Wand über meinem Schreibtisch. Von einigen Menschen wurde ich daraufhin gefragt, warum denn, da würde doch das totale Klischee von Autismus breitgetreten. Andere fragten mich, warum denn, das hätte ja mal überhaupt nichts mit Autismus zu tun. An dieser Stelle möchte ich erklären, warum ich diesen Tweet sehr passend finde.

Wie ich an einigen Stellen schon erklärt habe, merkt man mir meinen Autismus nicht an.
“Aber Moment, müssten deine Kommilitonen nicht merken, wenn du durch den Vorlesungssaal läufst und Stifte gerade rückst?”
Natürlich würden sie das merken, deshalb mach ich das ja auch nicht. Die Liste der autistischen Verhaltensweisen, die gut erkennbar sind, ist lang. Sei es das Sortieren und Anordnen von Gegenständen, das Flattern mit den Händen oder das Wippen mit dem Oberkörper. Aber das tun Autisten nicht zwingend immer und nicht 24 Stunden am Tag. Bei mir ist es, wie bei vielen anderen Autisten die ich kenne, so, dass viele der autistischen Verhaltensweisen nur dann in den Vordergrund treten, wenn ich einen relativ hohen Stresspegel habe.
”Aber wenn du dir aussuchen kannst, wann du solche Sachen machst, warum machst du sie dann überhaupt?”
Sich selbst zurückzuhalten ist dummerweise nicht immer einfach und kostet einiges an Kraft. Nehmen wir zum Beispiel Hildegard. Es fällt ihr sichtlich schwer, sich auf das Gespräch zu konzentrieren und nicht weiter auf die Nudel zu reagieren. Ich brauche dazu keine Nudel, manchmal reicht schon ein weißer Faden auf einem schwarzen Pulli, um diesen Effekt zu erzielen, so dass es mich unheimlich viel Konzentration kostet, dem Gespräch weiter zu folgen.

Ein anderer Punkt ist die Sache mit den Umgebungsreizen. Bekanntermaßen sind Autisten schneller als andere Menschen von zu vielen Reizen in ihrer Umgebung überfordert. Dennoch bin ich unter Umständen dazu in der Lage, mich einer Situation, die eigentlich überfordernd ist, länger auszusetzen. Aber, auch wenn ich (meistens) zum Beispiel in der Lage bin, in einer vollen Bar einen Abend zu verbringen, ohne dass man gegen Ende mit dem Finger auf mich zeigt und tuschelt, brauche ich mit Sicherheit den nächsten Tag Ruhe, um zu regenerieren. Dazu bloggte ich hier schon einmal.

Hier liegt auch das Problem, Asperger als leichte Form oder Vorstufe des Autismus zu bezeichnen. Es ist nicht zwingend leichter, es ist nur bis zu einem gewissen Punkt besser möglich, nach außen hin unaufällig zu wirken.

Vom Leben in einer eigenen Welt

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Bei Tchibo gibt es jede Woche eine neue Welt.
Wenn das stimmt, dann hätte ich mir die doch sicher schon bestellt.

Leg dich in die Badewanne – Rainald Grebe

Das Vorurteil, Autisten würden in ihrer eigenen Welt leben, hält sich in den Köpfen mancher Menschen ungefähr so hartnäckig, wie die Behauptung, die Amerikaner seien nie auf de Mond gelandet.
Es gibt eigentlich kaum einen Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel, in dem dieses Vorurteil nicht zu finden ist. Meistens sogar innerhalb der ersten fünf Sätze.

Um es kurz zu machen, viel dran ist an der Sache nicht. Wenn ich in einer eigenen Welt leben würde, so wären die Leute, die das behaupten, die ersten die aus ihr rausfliegen würden.
Ich lebe in keiner anderen Welt als der Rest der Menschheit. Auch wenn das vielleicht manchmal nicht mal das Schlechteste wäre. Was anders ist als bei den meisten Menschen, ist meine Wahrnehmung dieser Welt. Ob zum Besseren oder Schlechteren, hängt von der Situation ab in der ich bin.

Die Frage ist, wie kommt es, dass dieses Vorurteil sich so hartnäckig hält. Die Ursprünge dieser Aussage liegen bisher im Dunkeln. Es bleibt also nur zu spekulieren. Es gibt allerdings einige Erklärungen, die naheliegender sind. Ursprünglich könnte diese Behauptung noch aus einer Zeit kommen, in der Autisten in den Augen der meisten Menschen nichtsprechende, geistig behinderte Menschen waren, die in irgendwelchen Ecken saßen und leicht wippend ein und den selben Satz wiederholten.
Eine andere mögliche Erklärung wurde mir zugetragen, als ich diesen Text zum Korrekturlesen gab. Es wurde der Gedanke aufgeworfen, dass diese Metapher vielleicht auch von manchen Menschen als Sinnbild verwendet werden könnte, um damit die andere Wahrnehmung zu beschreiben, die Autisten haben und die für Außenstehende schwer nachzuvollziehen ist.

Wahrscheinlich gibt es noch eine Reihe anderer möglicher Erklärungen. Die Ursache für diesen hartnäckigen Ausspruch wird irgendwo in der Mitte zwischen allen davon liegen. So nachvollziehbar die Ursachen dafür auch sein mögen, dieser Ausspruch bleibt problematisch, weil das Bild, das durch ihn entsteht, wenn man es losgelöst von seinen möglichen Ursprüngen versteht, in den seltensten Fällen etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Barrierefreiheit, Barrieren und Autismus

Bevor ich zum Thema Autismus komme, ein kleiner Exkurs zur Barrierefreiheit grundsätzlich:

Es gibt so gewisse Floskeln, die hört man wann immer es um gewisse Themen geht immer wieder. Beim Thema Behinderung und Barrierefreiheit ist das dieser Satz “Behindert ist man nicht, behindert wird man”. Er suggeriert, manchmal sogar gewollt, das Bild einer bösen rücksichtslosen Gesellschaft die einzig und allein an den Problemen von behinderten Menschen Schuld ist. Sicherlich leugne ich kaum, das es dort draußen zu viele Menschen gibt, die andere Menschen behindern, aber dazu brauchen diese anderen Menschen keine Behinderung. Die Gesellschaft kann nichts dafür, dass ein Rollstuhlfahrer kein Snowboard mehr fahren kann, sie hat die Berge nicht gebaut, genauso wenig, wie die Gesellschaft etwas dafür kann, wenn ein Blinder keine Passagierjets mehr fliegen sollte. Genau so wenig, wie die Gesellschaft daran Schuld ist, wenn ich durch ungünstige Lichtverhältnisse in eine Reizüberflutung rutsche und deshalb nicht ohne weiteres raus kann. Meines Wissens, war die Sonne eher da als die Gesellschaft. Die vordergründige Frage, wenn es um Barrierefreiheit geht, sollte nicht sein wer da den anderen irgendwie behindert. Sondern viel mehr, wie baue ich die Behinderungen die es gibt ab.
Wirkliche Barrierefreiheit ist eine Illusion, ein wünschenswertes Ziel, welches wir aber nie erreichen werden, eben einfach weil es eben nicht immer die Gesellschaft ist, die einen behindert, sondern eben doch die Behinderung.

Nun zum Autismus. Barrierefreiheit bei Autismus ist keine Frage die sich einfach stellt. Vor einiger Zeit hatte ich über den Blog eine Anfrage eines Studenten, was man denn wohl beim Bau eines für Autisten barrierefreien Baumhauses beachten müsste. Es war keine Frage die ich mal eben beantworten konnte.

Man findet im Netz eine Reihe von Tipps, wie man am besten mit Autisten umgeht. Meistens endet es damit, dass ich mir vorstelle jemand könnte so mit mir umgehen und ich Bluthochdruck bekomme. Das Problem beim Autismus ist, dass es ein Spektrum ist. Kein Autist hat exakt die gleichen Probleme. Das heißt, von der Möglichkeit, ein Allheilmittel zu finden, mit dem man allen Autisten hilft weniger Nachteile zu haben, sollte man sich von vorne herein verabschieden.

Nichtsdestotrotz gibt es eine Reihe von Problemen, die viele Autisten haben. Punkte an denen es sich durchaus lohnen würde anzusetzen. Ich werde versuchen die Probleme zu schildern, die ich aus eigener Erfahrung kenne, oder die mir im Gespräch mit anderen Autisten öfter mal geschildert wurden. Diese Schilderung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Grob gesagt sind es zwei Dinge, die im Alltag bei Autisten für Schwierigkeiten sorgen, da sind zum einen die Probleme im Umgang mit anderen Menschen und die Probleme mit der Reizverarbeitung. Im folgenden möchte ich an einem fiktiven Tag und einem fiktiven Autisten einige der Probleme aufzählen, die so auftreten können. Wie Lösungen dafür aussehen können, lässt sich nicht allgemein sagen. Ideen sind immer willkommen.

Ein schrilles Klingeln hallte durch den Raum. Daniel ertastete fluchend das Handy und schob es unter das Kopfkissen. Er tastete den Nachttisch auf der Suche nach der Sonnenbrille ab und setzt sie auf. Danach öffnete er die Augen. Daniel mochte den Sommer nicht. An einigen Tagen hatte das Licht so eine unangenehme Farbe, dass er ohne Sonnenbrille binnen kürzester Zeit zu nichts mehr zu gebrauchen war. Der nette Nebeneffekt der Sonnenbrille war, dass er von niemandem wegen des fehlenden Augenkontakts angepampt würde.
Daniel betrachtete seine ToDo-Liste für heute. Arzttermin machen prangte es ihm dort entgegen. Er mochte keine Arztbesuche, sie endeten nur wieder damit, dass er, durch die Situation gestresst, nur die Hälfte von dem verstand, was der Arzt ihm sagte. Davor noch das Wartezimmer, auf engem Raum mit einem Haufen Leute, die auf der Suche nach Smalltalk waren. So in etwa stellte er sich die Hölle vor.
Daniel summte den Refrain “Auf in den Kampf Torero” und griff zum Telefon. Telefonieren ist auch so eine ziemlich unangenehme Sache für Daniel. Er weiß nie genau wann er dran ist mit reden, oder wie genau das gegenüber etwas meinte da Tonlagen noch nie seine Stärke waren. So etwas klärte Daniel viel lieber per E-Mail.

Auf dem Weg ins Büro noch schnell beim Amt vorbei einen neuen Perso beantragen. Das nette an der Biometrie ist ja, das sich jetzt niemand mehr beschweren kann, dass es mit dem lächeln nicht klappt. Er stand im heruntergekommenen Flur. Über ihm surrten ein paar flackende Leuchtstoffröhren. Hinter ihm schrie ein Baby.  Hinter einer offenen Tür schrie eine Frau ihren Sachbearbeiter an. Sich zu konzentrieren konnte er dann wohl schon mal vergessen. Daniel atmete tief durch und ging zum Schalter um herauszufinden wo er hin musste. Die Frau hinterm Schalter erklärte ihm in welchen Gebäudeteil er musste und wie er dorthin kam. Die Worte hörte er zwar aber irgendwo hinter ihrem Parfum und den surrenden Leuchtstoffröhren ging ihr Sinn verloren. Um ihm den Weg aufzuschreiben hatte sie keine Zeit, hinter ihm standen bereits 5 weitere Leute, die auch eine Frage hatten. Da müsse sich Daniel gedulden, bis sie die abgefertigt hätte.
Eine Stunde später saß Daniel auf einem Flur. Inzwischen brütete er über den Formularen. Warum er das ausfüllen musste war ihm im Beratungszimmer erklärt worden, aber da das Beratungszimmer in Wirklichkeit 5 Zimmer waren, die von etwas Pappe getrennt wurden musste er sich so darauf konzentrieren zu hören was der Mann sagte, das er kaum etwas in Erinnerung behielt.
Eine weitere Stunde, zwei Nachfragen und den Spruch er solle doch nicht solche Fragen stellen, solche Formulare seien doch wirklich selbsterklärend, stand Daniel auf dem Bahnhof. Es war halb 2 und er war jetzt schon geschafft. Der Rest des Tages versprach entspannter zu werden. Damit die Hintergrundgeräusche ihn nicht noch mehr schafften drehte Daniel die Musik lauter. Auf der Tafel stand das sein Zug nun kommen sollte. Was Daniel nicht mitbekam war, dass der Zug hinter ihm auf dem anderem Gleis grad einfuhr und die Fahrgäste darüber grade per Lautsprecherdurchsage informiert wurden. Er nahm dann den nächsten.

An dieser Stelle verlassen wir Daniel. In diesem Beispiel fanden sich einige Probleme, die wohl viele Autisten kennen. Selbst viele Nicht-Autisten dürften sie kennen. Der Unterschied liegt wohl hauptsächlich darin, wie sehr Problem sie sind. Oftmals höre ich von Menschen, die sich mit Autismus auseinander setzen “Ja aber die Sachen stören mich doch auch und ich bin normal”. Viele haben Probleme sich zu konzentrieren wenn viele Hintergrundgeräusche im Raum sind, aber die wenigsten bekommen dann nichts mehr von den Erklärungen mit, wenn es nicht gerade an der Lautstärke scheitert. Einige der Lösungsansätze für Autistische Menschen würden sicherlich auch zu einem angenehmeren Lebensklima der nichtautistischen Menschen beitragen.

Einige dieser Probleme sind lösbar, andere nicht. Aber selbst wenn Lösungen gefunden werden, wird es immer noch Menschen geben denen auch dadurch nicht geholfen wäre. Spätestens beim autistischen Analphabeten würde ein Arzt, der E-Mails anbietet, nicht mehr weiterhelfen. Aus diesem Grund gibt es keine allheilende Patentrezepte sondern es braucht zusätzlich zu allen Gesetzen für Barrierefreiheit immer tolerante Menschen, die bereit sind, sich auf die Probleme ihres Gegenübers einzulassen.
Dieser gute Wille darf aber nicht alles sein, auf das man sich verlässt, dazu schrieb ennomane etwas, was ich in diesem Kontext den Lesern ans Herz legen möchte.

Zu Inselbegabungen

Um Autismus ranken sich viele Mythen. So viele, dass ich manchmal den Eindruck habe, ich könnte genauso gut über das Bernsteinzimmer bloggen. Einige Mythen halten sich da hartnäckiger als andere. Einige Mythen kennt so gut wie jeder. Einer der wohl am weitesten verbreiteten als auch harnäckigsten Mythen ist wohl, dass Autisten inselbegabt und Genies seien. Ich antwortete mal auf die Frage, was denn meine Inselbegabung sei: "Ich schaffe es, bei solchen Fragen nicht auszurasten." Ich denke, ich brauche die Verwirrung, für die ich mit dieser Antwort sorgte, nicht näher auszuführen.

Dass dieser Mythos sich so hartnäckig hält, ist im Grunde nicht verwunderlich. Querdenkender hatte in einem anderen Blogpost mal herumgerechnet wie viele Savants es denn so im Verhältnis zu Autisten gibt. Lediglich 0.00021%* aller Autisten sind, bei der sehr vorsichtiger Rechnung von Querdenkender, Savants.

NIchtsdestotrotz ist das Erste, das man hört, wenn wieder irgendwer mit viel Aufwand über eine Stadt geflogen wurde, die er dann malen muss, er ist Autist. Je nach Qualität der Produktion werden dann noch ein paar Filmausschnitte aus Rain Man gezeigt. Dann folgen ein paar allgemeine Infos von Genies, die nicht in der Lage sind, eigenständig zu leben, aber das Telefonbuch von Unteroberwupperfürth von 1976 auswendig aufsagen können, weil sie es letzten Mittwoch mal eben unter der Dusche lasen.
Ich mache es Menschen nicht zum Vorwurf, dass sie da beim Wort Autismus direkt an diese coolen Berühmtheiten denken. Bloß hat das hier Beschriebene nicht zwingend etwas mit Autismus zu tun. Es gibt nur wenige Menschen mit dieser Form des Savant-Syndroms. Autisten gibt es ein paar mehr. Rein rechnerisch befinden sich wahrscheinlich in meiner Geburtsstadt mehr Autisten als Savants auf der Welt leben.
Die Menschen, die diesem Irrglauben aufgesessen sind, treffe ich in letzter Zeit zunehmend weniger.

Das Asperger-Syndrom hat so seine eigene Art, für die Frage zu sorgen, welche Inselbegabung man denn habe. Es gibt sogenannte Spezialinteressen. Diese sind typisch für Asperger. Doch Vorsicht, nur weil etwas typisch ist, heißt das noch lange nicht, dass man kein Autist ist, wenn man es nicht hat. Man bekommt das Spezialinteresse keineswegs mit der Diagnose zugewiesen. Sollten Sie also jemals auf die Idee kommen, jemandem zu erklären, er sei kein Autist, wenn er kein Spezialinteresse habe, und als Spezialinteresse gehe auch nur sowas wie Mathe oder was mit Computern, so treten Sie sich bitte selbst vors Schienbein. (Oder fragen sie mich, ich helfe Ihnen da wirklich gerne.)

Es ist wichtig, zwischen Inselbegabung und Spezialinteresse zu unterscheiden. Allein der Unterschied zwischen Begabung und Interesse ist da sehr zielführend. Begabungen sind gegeben, Interessen können sich entwickeln, auf diese Interessen können wir Einfluss nehmen. Aber nur weil jemand Interesse am Klavierspielen hat, heißt das noch lange nicht, dass dieser jemand auch die Begabung hat. Genau wie umgekehrt jemand noch so begabt am Klavier sein kann, aber einfach kein Interesse daran hat.
Dazu kommt, dass bei Savants oftmals noch eine geistige Beeinträchtigung vorliegt und diese außergewöhnlichen Leistungen nur in diesem eng eingeschränkten Bereich vorliegen.
Bei Spezialinteressen ist das ein wenig anders, hier ist die Beschränkung rein durch das Interesse vorgegeben. Autisten können sich mit ihrem Spezialinteresse ohne weiteres stundenlang intensiv beschäftigen, und das über Tage, Wochen und Monate. Dadurch kommt oftmals ein beeindruckender und immenser Wissensschatz zusammen, den sich viele Nicht-Autisten nur schwer in vergleichbarer Weise aneignen könnten.

Vielleicht ist es durchaus verständlich, dass Menschen die gerade ungefragt einen dreistündigen Vortrag über die Fortpflanzungsart der nepalesischen TseTse-Fliege gehört haben, das sei eine Inselbegabung. Doch mit größerer Wahrscheinlichkeit ist es einfach nur das Ergebnis langer, ausdauernder und intensiver Beschäftigung mit diesem Thema.

Ich habe übrigens kein Spezialinteresse, auch wenn ich als Kind eines hatte. Aber es ist genau so möglich, dass ich in der nächsten Woche etwas über ein abgefahrenes Protokoll zur Fernsteuerung von Kaffeemaschinen lese und mich auf Anhieb darin verliebe. Spezialinteressen müssen nicht immer was Fixes sein. Sie können über die Jahre verschwinden, wechseln oder neu entstehen.

*Rechenfehler vorbehalten