Dieses Blog hat die Neigung, dass ich darüber mit Menschen in Kontakt komme, Menschen die Fragen haben, Menschen die das Bedürfnis haben, mir Dinge zu erzählen. Auf jeden Fall hat dieser Umstand den Nebeneffekt, dass ich immer wieder Einblicke in das Bild bekomme, das andere Menschen von Autismus haben. Zusätzlich zu meinen eigenen Einblicken, die kommen, da ich mich aus eigener Motivation noch ein bisschen damit beschäftige. Ein Problem, das zunehmend viele Menschen haben, ist es, dass Konzept des autistischen Spektrums zu verstehen. Insbesondere die Formulierung, die auch der Titel dieses Textes wurde, hat es in den letzten Monaten schneller auf Platz 1 der Rangliste geschafft als Modern Talking Ende der 90er.
In diesem Satz schwingt mit, dass Autismus und Asperger zwei grundlegend verschiedene Dinge sind. Häufig kommt in diesem Kontext auch noch eine Einteilung in leichten und schweren Autismus. Seitdem sich der Begriff der “Autismus-Spektrum-Störung” etabliert, erlebe ich zunehmend Menschen, die das für eine weitere Form von Autismus halten. Meistens ist die dann noch leichter als Asperger, also im Grunde nur Erziehungsfehler*. Aber zum Konzept eines “leichten Autismus” habe ich ja schon ein anderes Mal geschrieben.
Dabei ist es gar nicht so unverständlich, dass man da schon mal verwirrt wird. Ein halbwegs modernes Bild von Autismus schafft es erst seit einigen Jahren in die Hörsäle der Universitäten und was man im Internet dazu findet, ist bestenfalls als durchwachsen zu bezeichnen. Fangen wir also zunächst mal mit dem Begriff des Autismus an. Je nachdem mit wem man redet, wird dieser wahlweise synonym für frühkindlichen Autismus/Kanner-Autismus, oder aber als Sammelbegriff für alle Arten von Autismus verwendet. Im Kontext dieses Blogs verwende ich ihn im Sinne eines Sammelbegriffs. Für diesen Sammelbegriff gibt es noch einige weitere Begriffe, die synonym verwendet werden. Der ICD-10 nennt es tiefgreifende Entwicklungsstörungen. Sehr populär ist in diesem Kontext auch der Begriff eines autistischen Spektrums, oder, seitdem dieser Begriff es voraussichtlich in die diagnostischen Handbücher schaffen wird, Autismus-Spektrum-Störung. Wie auch immer man es nun benennt, es ist keine eigenständige Diagnose, sondern lediglich ein Sammelbegriff, unter dem sich die verschiedenen Arten von Autismus zusammenfassen lassen.
Betrachtet man nun das autistische Spektrum, dann finden sich darin eine Reihe von Diagnosen. Die bekanntesten von ihnen sind Frühkindlicher-/Kanner-Autismus, atypischer Autismus und das Asperger-Syndrom. Auch hier gilt, dass diese Diagnosen nicht danach unterschieden werden, wie “schwer” jemand von Autismus betroffen ist. Fest steht, alle diese drei Diagnosen sind Formen von Autismus und wer mit einer davon diagnostiziert wurde, kann sich Autist nennen, sofern man es denn möchte. Denn auch wenn die meisten Leute bei Autismus an die auffälligen Formen denken, sind die vermeintlich unauffälligeren Formen nicht weniger Autismus.
Problematisch ist es, nach diesen Vorstellungen von schwerem und leichtem Autismus innerhalb dieses Spektrums zu unterteilen, denn das geben diese Kriterien nicht her und dafür sind sie nicht gemacht. Da Menschen einen Hang dazu haben in ihrer Psyche recht individuell ausgeprägt zu sein, sagt die Art der Diagnose innerhalb des Spektrums Autismus nichts darüber aus, wie sie im Alltag wirken und was für Probleme sie im Alltag haben.
Der Begriff des autistischen Spektrums stammt vom Begriff des Farbspektrums ab. Bei dem kann man auch nur relativ willkürliche Grenzen setzen, an welcher exakten Stelle nun grün aufhört und blau beginnt. Dann ist die eine Farbe per Definition blau und die andere Farbe genau daneben, bei der vermutlich niemand so wirklich einen genauen Unterschied erkennen könnte, ist grün.
Genau aus diesem Grund macht es gar nicht so viel Sinn, sich an einzelnen Begriffen festzuhalten und Autisten anhand ihrer Diagnose innerhalb des autistischen Spektrums Eigenschaften zuzuschreiben oder gar allgemein den “richtigen” Autismus abzusprechen. Jede Bezeichnung ist nur eine Kategorisierung, die nur wenig darüber aussagt, welche Eigenschaften der Mensch dahinter nun tatsächlich hat.