Vor 2 Jahren schrieb ich darüber, wie ich Kommunikation interpretiere und darüber, wie Missverständnisse dabei auftreten. Bei dem, was ich dort zu Missverständnissen schrieb, beschränkte ich mich darauf, wie ich das interpretiere, was andere mir sagen und das zu viel Interpretation auch wieder Probleme verursachen kann. Dabei habe ich mich mit einem ganz wesentlichen Aspekt nicht beschäftigt, denn die Frage ist, wie funktioniert das eigentlich anders herum?
Genauso, wie jede Nachricht, die mein Gegenüber mir kommuniziert unterschiedliche Ebenen der Bedeutung haben kann, hat jede Nachricht die ich meinem Gegenüber kommuniziere ebenso unterschiedliche Bedeutungsebenen. Und das vollkommen unabhängig davon, ob ich das nun möchte, oder nicht.
„Man kann nicht nicht kommunizieren!“
Die meisten Menschen erwarten diese unterschiedlichen Bedeutungsebenen in den Aussagen ihres Gegenübers, ohne es zu merken. Das ist auch gar nicht verwerflich, denn im Normalfall sind diese Bedeutungsebenen ja auch da, was das Gegenüber intuitiv weiß. Problematisch wird es dann, wenn das Gegenüber diese Ebenen nicht intuitiv erkennt.
Im Extremfall bedeutet dies, dass die Aussage in ihrer Bedeutung komplett umgekehrt wird. Auch wenn das Beispiel im Allgemeinen etwas überstrapaziert ist, ist den meisten Menschen klar, dass „Natürlich bin ich nicht sauer auf dich.“ mitunter auch das komplette Gegenteil bedeuten kann. Umgekehrt kann es dieses Problem genauso geben. Wenn man sagen will, dass man nicht sauer ist und diesen Satz verwendet, würden viele Menschen verstehen man sei sauer.
Die Frage ist, wie man damit nun umgehen kann?
Für den Alltag bedeutet das, dass ich nicht nur überlegen muss, welche weiteren Bedeutungen, über die wörtliche hinaus, die Aussage des anderen hat, sondern dass ich das was ich selbst sagen möchte, genauso daraufhin untersuchen muss, wie es auf mein Gegenüber wirkt. Würde ich das bei jedem Satz aufs neue machen, hätte jeder Satz, den ich äußere, eine Gesprächspause von 2 Minuten vorweg, was für einen flüssigen Gesprächsfluss unter Umständen ein Hemmnis sein könnte.
Das zu vermeiden gelingt meist nur mit Erfahrung.
Um das Beispiel erneut zu bemühen, weiß ich um den Subtext der Formulierung und meide sie daher. Das funktioniert auch in weniger offensichtlichen Fällen.
Die Voraussetzung dazu ist allerdings, dass ich darüber nachdenke, das es dort ein Problem gibt und das die Aussage anders verstanden wurde als ich sie gemeint habe. Wenn die Aussage so verstanden wurde, kann es dann halt unter Umständen so sein, dass es bereits zu spät ist und die Person mitunter schon nicht mehr mit mir redet. Wenn ich Glück im Unglück habe, hat sie mir vorher noch ins Gesicht gebrüllt, was ich ihr angetan habe und ich kann eventuell noch etwas retten, oder zumindest einfach verhindern, dass ich diesen Fehler noch einmal mache.
Das ist allerdings nicht unbedingt die Wunschkonstellation, denn es bedeutet, dass man eine Person, die man mag, verletzt, oder im Extrem sogar verloren hat. Wenn man Glück hat, kennt man die Person gut genug, um zu wissen, dass es nicht so gemeint war. Aber selbst dann ist es nicht einfach, denn egal, was man sich rein logisch überlegt, im ersten Moment wird man so gut wie immer trotzdem gekränkt sein.
Doch auch wenn es schwerfällt, ist es mitunter die Lösung, die auf lange Sicht am besten funktioniert, in solchen Situationen zu sagen, dass eine Aussage grade verletzend, beleidigend, unfair oder sonst irgendwie unpassend war. Dann hat der Andere die Chance zu erklären wie es gemeint war und sich gegebenenfalls zu entschuldigen. Der Lerneffekt daraus ist mitunter sogar noch besser als wenn man sauer auf die Person ist, denn so kann Sie noch nachfragen, was das Problem war, statt im Nachhinein interpretieren zu müssen.
Und langfristig dürfte dieser Weg für beide Seiten deutlich einfacher sein, wenn beide sich nicht mit Menschen streiten, den Sie eigentlich mögen, auch wenn es in der Situation selbst definitiv nicht einfach ist.
Ja, ganz toll, wenn man merkt, dass irgendwer sauer auf einen ist und auf Nachfrage nur kommt: „du weißt genau, was du gemacht/ gesagt hast“. Nein, weiß ich nicht, sprich doch bitte mit mir und erkläre dich! Machen allerdings viele trotzdem nicht, da das Verständnis für solche Probleme fehlt..
Ich kann Stefanie nur zustimmen. Die Fehlerbreite in der Kommunikation ist einfach zu groß.
Und selbst wenn man erklärt, dass es so gemeint ist, wie es gesagt wurde und nicht anders wird dann häufig unterstellt, dass es doch so gemeint war, wie der „Empfänger“ es verstanden hat und man sich nun nur um eine Entschuldigung drücken möchte.
Das Problem ist, dass mit 80% nonverbaler Kommunikation geradezu jede Aussage so zurecht gebogen werden kann, wie es einem passt. „Du hat mich dabei so komisch angekuckt“ und ähnliches hört man dann schon mal. Eine banale Aussage wie z. B. „Das Wetter ist heute schön“ kann dann umgedeutet werden z. B. in „Ach so, du willst damit sagen, dass nur das Wetter heute schön ist, in Gegensatz zu mir. Du denkst also, ich bin hässlich“
Wenn man sich zu viel Gedanken darüber macht, was der andere denken könnte, macht man sich nur verrückt (und nagt außerdem am Selbstbewusstsein). Umgekehrt sollte man aber selbst nicht sofort angepisst reagieren, sondern nachfragen „Wie hast du das gemeint? Ich habe das so und so verstanden“.
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