Wahrnehmung für Anfänger

Heute ist einer der Tage, an denen ich all die Autistic-Pride-Fans noch weniger verstehen kann als ich es eh schon nicht schaffe. Ich sitze in einem dunklen stillen Zimmer und bin am Punkt, an dem mir eigentlich schon das kaum zu hörende Surren meiner Festplatten zu viel ist.
Das schlimme ist, dass ich nicht mal genau sagen kann was mir eigentlich den Rest gegeben hat.

An dieser Stelle werd ich mal versuchen zu beschreiben wie es sich anfühlt, für den Fall, dass es irgendwen interessiert. Ich weiß nicht ob es allen so geht, oder ob das etwas von Mensch zu Mensch unterschiedliches ist. Jedenfalls würde ich mich über Rückmeldungen freuen, wenn das hier irgendwer liest, sofern das überhaupt jemand tut.

Ich merke es meist am ehesten an meinen Augen wie stark meine Überforderung ist. Die Unfähigkeit irgendetwas genau zu fokussieren ist ein Todsicherer Hinweis darauf, dass ich den Rest des Tages zu nichts mehr zu gebrauchen sein werde (sehr schön am Tag von Klausuren und ähnlichem). Dazu dann noch die Schmerzen sobald irgendwo grelles Licht hinzu kommt. Da reicht schon ein Bildschirm mit hellem Hintergrund.
Fast im Kontrast dazu steht die Tatsache wie schnell man von allem abzulenken ist und man ohne es zu merken eine Viertel Stunde lang auf ein Muster aus Staub am Bildschirmrand starrt, obwohl man eigentlich den Satz den man schreiben will schon lange im Kopf hat.

Ein anderer Aspekt den dieser Zustand bringt muss nicht zwingend negativ sein. Man merkt wie viel der Dinge im Alltag eigentlich nicht automatisch laufen, sondern bewusst erlernt wurden. Einfach weil sie genau in dem Moment nicht mehr funktionieren.

One thought on “Wahrnehmung für Anfänger”

  1. A.L.

    Doch, doch … ich habe deine Beiträge gelesen und sie interessieren mich.

    Was die Überforderung beim Wahrnehmen (z. B. am Computer) betrifft, so sehe ich nach einer gewissen Zeit keine Fehler mehr. Ich schreibe „auch“ statt „auf“, „wie“ statt „wir“ oder verwechsele „Weg“ mit „weg“. Das allein wäre ja nicht das Problem, wenn ich die Verschreiber beim Durchlesen bemerken würde und sie dann korrigieren könnte, doch das passiert leider nicht. Ich kann meine kleinen Texte (z. B. Forumsbeiträge) zweimal, dreimal durchlesen, sie erscheinen mir korrekt, erst am nächsten Tag sehe ich die Klopfer, und die Ergebnisse sind manchmal ziemlich peinlich.

    Es gab eine Zeit, da schienen mir diese Dinge zu entgleiten. Ich war beim Neurologen. Er untersuchte mich – und fand nichts. Inzwischen verbuche ich solche Phasen als Überlastung und versuche sie zu akzeptieren. Beim Lesen in einem Buch verschwimmt manchmal die Schrift. Dann hilft kein Fokussieren mehr, dann hilft nur aufhören, obwohl ich subjektiv nicht unbedingt das Gefühl zu haben brauche, dass mein Kopf nicht mehr mitkäme. Sitze ich am Computer, kann ich minutenlang die Stifte auf dem Tisch anstarren oder mit der Hand auf dem Kinn die Bücher im Regal hinten im Zimmer. Ich merke nicht mal, dass ich das tue, aber ich empfinde es als angenehm und meine Gedanken sind sonst wo. Wer mich dabei beobachtet, denkt, ich würde Zeit verplempern, wäre undiszipliniert oder faul.

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