Mit zunehmender Bekanntheit von Autismus und Asperger stößt man auf diese Formulierung, gerade wenn es darum geht einen groben Überblick über das Thema zu verschaffen: “Wie Rainman nur nicht ganz so schlimm”
Diese Beschreibung ist nicht unproblematisch und meiner Meinung nach auch an den Tatsachen vorbei. Ich denke nicht das man pauschal sagen kann das Asperger-Autismus eine “leichtere Form” von Autismus ist. Außerdem bringt sie eine Wertung hinein, eine Abwertung von Problemen. Es gibt sicherlich einige Asperger-Autisten auf die das zutreffen mag. Meiner Meinung nach angemessener wäre die Formulierung unauffällige Form von Autismus. Mit dieser Formulierung nimmt man zu allererst erst einmal keine Wertung vor.
Das Problem ist, dass nur weil man etwas nach außen hin weniger wahrnimmt es nicht unbedingt einfacher ist. Manchmal ist sogar das genaue Gegenteil davon der Fall. Die Tatsache das man nach außen hin als normal wahrgenommen wird kann oft dazu führen eine ganz neue Bandbreite an Problemen zu schaffen.
So kommt es zum Beispiel durchaus vor, dass, wenn man mit Menschen aus dem Bekanntenkreis darüber spricht, sie einem einfach nicht glauben. “Du steigerst dich da in etwas rein” oder “Du bist doch nur schüchtern”. Gegen solch eine Argumentation anzukommen ist alles andere als ein Spaziergang.
Außerdem ist es für viele Menschen, aus durchaus verständlichen Gründen, einfacher auf Dinge Rücksicht zu nehmen die ihnen auffallen. Ich wähle an dieser Stelle bewusst ein überzogeneres Beispiel:
Nicht viele werden mit einem Rollstuhlfahrer lange Diskussionen darüber führen, warum er keinen Halbmarathon läuft. Mich versuchen sie immer noch in irgendwelche Diskos zu schleifen.
Viele Probleme kann man von außen nicht unbedingt immer sehen. Man merkt zum Beispiel nicht immer, wie viel Konzentration es das gegenüber kostet, nach einem langem Tag, noch dem Gespräch halbwegs zu folgen.
Ich vertrete ohnehin schon länger der Meinung, dass die Probleme, die eine Person im autistischen Spektrum hat, nicht unbedingt von der Diagnose abhängen, sondern von einer Vielzahl von Faktoren, wie unter anderem dem Umfeld, der persönlichen Fähigkeit diese zu kompensieren und einer Vielzahl von anderen Faktoren.
(An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich betonen, dass das Umfeld als einen Teilfaktor anführe, ich bin definitiv kein Freund der Argumentation, dass Autisten keine Probleme haben und diese nur durch die Gesellschaft entstehen.)
Ich denke nicht, dass man Probleme gegeneinander aufwiegen sollte. Die Unterschiedlichen Formen und Ausprägungen von Autismus bringen auch unterschiedliche Probleme mit. Wie stark oder schwach die sind kann niemand pauschal sagen.
Stimmt – meistens ist es einfacher, wenn eine Besonderheit offensichtlich oder bekannt ist. Von daher ist „schwerer“ manchmal „leichter“.
Viele Leute beurteilen anscheinend nach dem Motto: „Was ich nicht sehe, gibt´s nicht“. Oder wenigstens nicht in der Form/Ausprägung/Unauffälligkeit/whatever … wie ich´s dann evtl. noch zusätzlich erkläre. (Allgemein, nicht nur in Bezug auf Autismus/Asperger. Über Asperger habe ich mit noch niemandem geredet.) Oft sind das dann Menschen, die auch behaupten, sie wären „diversem“ gegenüber offen und würden „den Menschen sehen“ usw. Hm, vielleicht meinen die da auch bloß mal wieder das Gegenteil oder ganz was anderes. Das sind Rätsel … :‘)
Joah, hab mir echt schon mal gedacht: Wenn´s nach bestimmten (Fach-)Leuten ginge, hätte ich bestimmte Probleme erst dann, wenn man sie mir diagnostiziert hat. Schön wär´s. Ich würde nie wieder ´nen Arzt o. ä. brauchen. *gnah*
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