18 thoughts on “Autismus ist: Manchmal leben wie in einem Film”

  1. A.L.

    Ich habe schon immer sehr viel geschlafen. Als ich Kind war, meinte meine Mutter, sonst wäre ich völlig überdreht und zu nichts zu gebrauchen.

    An wirklich schlimme Overloads kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube, dass mein Körper und mein Geist mich heute schon an einem früheren Punkt zum Zurückfahren zwingen, wobei mir der inhaltliche oder zeitliche Zusammenhang nicht immer klar sein muss. Ich bin sehr anfällig für Kopfschmerzen und Schwindel. Dahinter verbirgt sich oft Überbelastung. Manchmal sitze ich irgendwo und drohe plötzlich wegzuknicken – einzuschlafen! Gelegentlich wird mir speiübel. Die Flucht auf die Toilette kann da schon Erleichterung bringen. Auf jeden Fall aber sind es Zustände, die meiner Umgebung unverständlich sind.

    Das wattige Gefühl, auf der Straße durch eine Menschenmenge zu gehen, kenne ich auch. Man sieht und hört etwas, aber es scheint auf einer anderen Ebene zu passieren. Ich bin dabei, aber gehöre nicht dazu.

  2. Heinz Hilbrecht

    Herzlichen Dank für diesen Blog. Mir war immer ein Rätsel, wie Autisten denken und fühlen. Es ist wirklich gut, das von Autisten selbst zu lesen. Das ungewöhnliche Benehmen anderer Menschen zu verstehen, macht auch ein Miteinander möglich. Nochmal: herzlichen Dank für diese Einblicke.
    Heinz

    1. Hawkeye

      Gerne, dafür machen wir diesen Blog.
      Man darf nur nicht vergessen, das das was wir hier schreiben, auch wenn wir schon von vielen Autisten gehört haben, dass sie sich hier wieder finden, nicht immer auf alle übertragen werden kann.

    2. quergedachtes Post Author

      Hallo Heinz,

      danke für Dein positives Feedback. Dafür schreiben wir u.a. die Beiträge. Es ist dabei immer eine schöne Sache, wenn wir Autisten und Nichtautisten auch wirklich helfen können. So bekommt das Schreiben ansich auch einen wundervollen Nebeneffekt 🙂

      Querdenkender

  3. Pingback: Autismus: Menschenpuzzle oder Kennen wir uns? « Realitaetsfilter

  4. Daniela

    Ich schließe mich der Danksagung an.
    Bin heute erst auf euren Blog gestoßen und habe mich doch erschreckend oft wiedererkannt in den Beschreibungen.
    Ich bin noch nicht diagnostizierte Aspie, und erst weil mein Sohn kürzlich wegen extremer Probleme in der Schule (Erstklässler) auffällig und daraufhin diagnostiziert wurde, überhaupt mit dem Thema konfrontiert worden.
    Alle seine Auffälligkeiten fand ich persönlich nie so schwerwiegend wie andere Leute, weil ich ja selber so bin..^^ mit Einschränkungen.
    Rückblickend erklärt mir Asperger mein ganzes bisheriges Leben, einerseits erleichtert mich das, andererseits weiß ich nun auch nicht wirklich wie mein Kampf mit der Anpassung weitergehen soll.
    Den Meltdown erlebe ich sehr ähnlich wie hier beschrieben, habe es immer regelmäßigen totalen Burn-out genannt. Ich stelle aber auch fest daß die Aspie typischen Symptomen sich bei mit dem Alter verstärken, ich erlebe viel häufiger alle von Dir genannten Phasen als früher. Was ja sehr die Geschichte mit der vorhandenen Kraft unterstützt. habe einfach nicht mehr soviel, bin aber auch nicht mehr bereit, mich permanent anzupassen und zu kompensieren, also ziehe mich mich viel mehr und eher als früher zurück. =( Grüße.

    1. quergedachtes Post Author

      Hallo Daniela,

      vielen Dank für Deine lieben Worte 🙂

      „Rückblickend erklärt mir Asperger mein ganzes bisheriges Leben, einerseits erleichtert mich das, andererseits weiß ich nun auch nicht wirklich wie mein Kampf mit der Anpassung weitergehen soll.“

      Vermutlich liegt der Schlüssel darin seinen Autismus zu verstehen und aus dem Kampf mit der Anpassung ein verträgliches Leben trotz Anpassung zu machen. Ganz ohne wird es nie gehen, aber das geht Nichtautisten ( auf andere Weise) nicht viel anders.
      Da meine eigene Autismusgeschichte noch recht kurz ist (2 Jahre) kann ich dir nur sagen: Es wird dauern. Gerade mit einem Burn-Out. Man kann diesen Schritt auch nicht erzwingen, irgendwann und ganz langsam kommt man mit der „neuen“ Situation klar. Setz dich also nicht unter Druck.

      Viele Grüße

      Querdenkender

      1. Daniela

        Danke, lieber Querdenker, für deine Rückmeldung!
        Für mich ist das alles noch superfrisch und bin dementsprechend noch am Infos aufsaugen.
        Für meinen Sohn wird jetzt erstmal vieles besser in der Schule, und das macht wiederum unser Leben einfacher. Die Schule ist sehr kooperativ udn da bin ich dankbar für.
        Was mich betrifft, weiß ich noch gar nicht. Macht eine med. Diagnose Sinn bei Erwachsenen?Ich hadere noch damit.
        Ich weiß nicht ob ich je einen klasssichen Burn-out hatte – jetzt weiß ich, daß es Meltdowns/Overloads waren, hatte nur keinen Namen dafür. Burn-out schien mir naheliegend. LG Daniela

      2. quergedachtes Post Author

        Hallo Daniela,

        „Was mich betrifft, weiß ich noch gar nicht. Macht eine med. Diagnose Sinn bei Erwachsenen?Ich hadere noch damit.“

        ich habe meine Diagnose auch erst mit 35 bekommen. Mir hat es geholfen da ich danach wusste was los ist und ich war die Unsicherheit los ob nun Autismus oder ob nicht.
        Letztendlich musst Du das alleine entscheiden wie wichtig Dir das persönlich ist. Wenn Du eine Diagnose möchtest geh bitte zu jemandem der sich auf eine Erwachsenendiagnose auch spezialisiert hat. Alles andere hat keinen Sinn.

        Querdenkender

  5. amp

    Danke!
    Ich hoffe, es klingt nicht allzu dämlich, aber vor Kurzem habe ich einen „Knopf“ in mir gefunden – wenn es zu viel wird oder sogar schon ist, einfach (?!) loszulassen, mich nicht mehr dagegen stemmen. So, als ob ich zwar ein Netz wäre, aber Wasser durch mich hindurch flißen könnte…
    Seitedem sind die Mgräne, Leere, was auch immer (fast) weg, kommen kaum vor…

    1. Daniela

      Hallo, nee, dämlich finde ich das nicht. ;D
      Interessant – kann mir aber schwer vorstellen, wie das geht.
      Mir hilft oft, mich komplett auf etwas anderes zu konzentrieren – zB meine eigene Stimme (ich rede manchmal laut mit mir selbst und merke es erst mittendrin) – am besten allerdings der Blick durch die Kamera – das fokussiert meinen Blick und meine Gedanken bisher am Besten, allerdings ist das nicht in jeder Situation praktikabel.

      Jetzt mal rein technisch: wie machst du das? Visualisierst du das? Geht das immer und überall – auch mitten im Gespräch mit anderen, wenn die Umweltreize überhand nehmen (zB Klassenzimmer)?
      LG

      1. amp

        Hi Daniela,
        es geht tatsächlich fast immer und überall, da es wirklich nur 1-2 Sekunden braucht…Ich versuche es zu erklären anhand einer Situation:
        wenn Lärm von einer Bohrmaschine(kann auch weiter weg sein) – er ist laut, aber auch anhaltend – dann stemme ich mich ja fast sofort körperlich dagegen, verkrampfe, reisse mich zusammen etc. In dem Moment, wo ich merke, dass ich „tapfer“ bin: mich dagegen stemme etc -kann ich bewußt loslassen, lockern. Wie wenn man sagt – oh Gott…(aber seufzend,), oder:
        ich gebe (für einen kurzen Moment) auf, also bin nicht mehr tapfer, oder:
        ich bin kurz ein nasser Sack, der in sich zusammenfällt.
        Ich visualisiere nicht, aber auch schon – beides ;O) Ich versuche den Muskel oder die Körperpartie zu finden oder spüren, die „tapfer“ ist, um dann zusammenzufallen, zu lockern, aufzugeben… Allerdings ist dieses „Fallenlassen“ nur innerlich, man sieht es kaum.

        Das Bsp. mit der Bohrmaschine (oder anderem anhaltenden Lärm) habe ich gewählt, weil man (?) da dran gut üben kann. Dieser Lärm dauert länger, also gibt es die Möglichkeit mehrmals zu probieren. (Bitte nicht zu nahe rangehen, es muß überhaupt NICHT laut sein!!! wichtig ist nur : anhaltend).
        Dann klappt das auch im Gespräch, im Klassenzimmer, recht unauffällig. Manchmal muß ich das „fallen lassen“ mehrmals machen, und immer muß ich es bewußt machen, aber das ist es wert.

        Ich weiß nicht, ob Du eine Lehrerin bist oder es um Deinen Sohn geht mit der Frage nach dem Klassenzimmer. Als Schüler u.Ä. saß ich immer in der ersten Reihe, da hörte ich die Leute und Geräusche hinter mir einfach schon mal weniger, und konnte nach Vorne fokussieren (macht Lehrer glücklich).

        Hilft das?
        Grüße

  6. Daniela

    ui, das war ja fix !
    Danke für die Beschreibung, kann ich mir jetzt besser vorstellen deine Technik.
    Das Klassenzimmer war nur ein Beispiel – und ja, ich habe die Perspektive der Mutter, die wegen des Kindes mit der Lehrerin reden muß, während gefühlte 30 kinder gleichzeitig rumrennen und laut sind… was bei mir dauernd vorkommt und schnell in Schweißausbrüchen und Muskelverkrampfungen (Kauleiste) führt. ich vergesse dann meistens was ich sagen wollte und nehme auch nicht wirlich auf, was gesagt wurde ;( Nach Möglichkeit maile ich mit der Lehrerin, aber es gibt eben auch ne Menge Situationen wie oben beschrieben.
    Ich habe verschiedene Techniken für verschiedene Situationen, aber keine funktioniert bisher in solchen Momenten.
    Ich werde mal deine ausprobieren 😉 Danke für die schnelle Antwort! LG D

    1. amp

      Na, Du bist ja auch schnell ;o)
      Ich würde den Lehrern einfach sagen, dass ein Termin ohne Störungen besser wäre. Wenn ich die Leute einfach darum freundlich, aber bestimmt bitte, dann machen sie mit – ohne Fragen oder zicken ;o) Wahrscheinlich, weil sie höflich sind…

      schönste Grüße
      a

  7. Pingback: Das Reizüberflutungsdilemma « gillatra

  8. Pingback: Was ist Asperger denn nun… « Realitaetsfilter

  9. Johanna

    Genau so (!) fühle ich mich fast jeden Tag nach der Schule (bin 16) und jetzt wo ich es weiß werde ich mir danach immer bewusst eine Pause nehmen um mich zu erholen. Denn was ich immer getan hab, war den Stress zu ignorieren und mich mit Medien (Pc oder TV) abzulenken, so dass der Stress teilweise bis zum nächsten Schultag angehalten hat und ich leider meist auch etwas schlechter drauf war/bin 😮 aber jetzt wo ich weiß dass ich eine ruhige Pause brauche (ich weiß nicht ob ich Asperger habe, aber es besteht der Verdacht), werde ich mir sie nehmen ^^ Denn Zuhören, Mitdenken und vor allen Dingen Gespräche werden total schwierig und ziemlich anstrengend und man fühlt sich irgendwie müde. Also danke für den Beitrag 🙂 Jetzt weiß ich was ich brauche.

  10. Pingback: Was ist Asperger denn nun… auf Realitaetsfilter

Comments are closed.